Umgang mit ängstlichen Hunden

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Erste Schritte zu einer guten Beziehung.

Hunde aus dem Süden sind nicht wie "Welpen aus gutem Hause". Von uns und unserer Gesellschaft haben sie bestenfalls "keine Ahnung", schlimmstenfalls "die Schnauze gestrichen voll". Ihre Integration in die menschliche Gesellschaft, ihre Erziehung fordert uns Hundeverstand und Einfühlungsvermögen ab, weil wir nicht bei Null, sondern bei Minus beginnen und gewaltige Mengen an Seelenmüll forträumen müssen.

Kein Mitleid...
Mit Erziehungsanweisungen aus Ur-Opas alter Hundefibel liegen wir da ebenso falsch wie mit Mitleid oder mit der berühmten antiautoritären Erziehung. Wer außerdem glaubt, von Anfang an mit der Dankbarkeit des Wesens rechnen zu dürfen, der irrt.

Geduld ist angesagt...
Solche Hunde geben Zuneigung und Liebe zwar tausendfach zurück, aber erst viel später, wenn durch gegenseitiges Vertrauen eine Bindung entstanden ist.
Wer auf dieses wunderbare Geschenk nicht zu lange warten will, der muss die Sprache des Hundes lernen, muss sich selbst zum Hund machen. Menschliche Beziehungsinhalte wie Umarmungen, Küsse, tiefe Blicke in die Augen, Trost, Höflichkeiten... das alles verstehen Hunde falsch. Das alles sind aus Hundesicht Drohgesten beziehungsweise Zeichen von Schwäche.

Wen sie nicht mögen...
Mit Streicheleinheiten ist das auch so eine Sache. Da geht es Hunden wie uns: Wen wir nicht kennen oder gar fürchten, von dem wollen wir auch nicht angefasst werden. Probieren wir¹s also auf hündisch!

Der Hund denkt umgekehrt...
Bei Hunden ist die freundliche Seite hinten, die aggressive vorne. Ängstliche und vorsichtige Hunde schätzen es, wenn wir ihnen die Po-Seite zeigen, uns beim Anleinen nicht über sie beugen, sondern seitlich neben ihnen stehen, wenn wir uns auf ihre Ebene hinunter begeben.

Auf gleiche Ebene...
Kriechen Sie also ruhig mal auf allen Vieren über den Teppich oder legen Sie sich hinunter. Wenn Sie dann noch ein Spielzeug oder ein Leckerchen in der Hand haben und so tun, als sei es ein geheimer Besitz, den Sie verstecken und nicht hergeben wollen, dann kann der vierbeinige Freund nicht widerstehen und kommt heran. Der Hund soll sich freiwillig nähern. Diese Freiwilligkeit muss unser Ziel sein. Ganz ängstliche Gesellen werden ausschließlich aus der Hand gefüttert.

Bitte Abstand halten...
Wichtig ist es auch, die Beschwichtigungssignale des Hundes zu beachten. Wenn er den Kopf wegdreht, sich über die Schnauze leckt, mit den Augen blinzelt, den Blick verkürzt, gähnt usw., dann bittet er uns in seiner Sprache, Abstand zu halten.

Distanz halten können...
Wir tun, was er möchte, treten einen Schritt zurück, schenken ihm also seine "Individualdistanz"; er schenkt uns dafür seine Aufmerksamkeit, die wir für Erziehungsübungen oder ein Spiel nützen. Wenn ein Hund erst knurren oder gar beißen muss, ehe wir auf Distanz gehen, dann läuft etwas gewaltig schief! Nicht beim Hund - sondern bei uns!

Die richtige Leine...
Zum Führen brauchen wir ein Brustgeschirr, an dem eine ca. 3 Meter lange Schleppleine (zuhause) und eine 10 Meter lange Leine (draußen, in ruhigem Gelände) befestigt ist. So brauchen wir dem Hund, wenn er herankommen soll, nicht in den Rücken zu fassen und wir haben ihn locker bei der Hand, ohne laut zu werden und ohne uns mehrmals wiederholen zu müssen.

Ganz wichtig...
Lob, Lob und nochmals Lob. Gelobt (und mit Leckerchen belohnt) wird der Hund bei jeder erwünschten Handlung, in genau der Sekunde, in der er die erwünschte Handlung zeigt. Wir loben mit hoher Stimme! Gut geeignet ist das Wort Feiiin (mit vielen I's!).

Bloß nicht trösten...
Mit Leckerli und Spielzeug geht¹s auch ans Geräusche ertragen, Treppensteigen, Aufzug fahren, an die verkehrsreiche Straße, an Schulkindern vorbei, in die U-Bahn usw. So wird dem Hund Neues, Beängstigendes buchstäblich schmackhaft gemacht.

Entspannt bleiben...
Frauchen und Herrchen bleiben dabei immer entspannt. Ein guter "Assistent" bei Ausflügen in unbekanntes Terrain (die wir allerdings erst nach mindestens 3 Wochen Eingewöhnungszeit unternehmen!!!) ist oft auch ein älterer, erfahrener Hund. Dem kann der Angsthase Ruhe und Gelassenheit abschauen (allerdings auch die Unarten!).

Gabi Schneider

Empfehlenswerte Bücher:

"Die Kunst, mit dem Hund zu reden"
Gudrun Feltmann v. Schroeder, Kosmos-Verlag.

"Die Beschwichtigungssignale der Hunde" Turid Rugaas, animal learn-Verlag

"Der Wolf im Hundepelz" Günther Bloch, Kosmos-Verlag

"Die Duffy-Methode" Stephanie Jäger, Cadmos-Verlag

In Erziehungsfragen beraten wir Sie am 10. Dezember von 10-12 und von 18-20 Uhr telefonisch unter 089- 3143302.

Oder schreiben Sie (Beilage: ein mit 55 Cent frankiertes und an Sie adressiertes Kuvert) an:

Gabi Schneider
Betrifft: Expertenrat
Ratoldstr. 30/14.
80995 München.